Im Jahr 2011 wurden an diesem Ort 69 junge Genoss*innen bei einem rechtsextremen Attentat auf unsere Partnerorganisation AUF ermordet.
Deshalb besuchten in den vergangenen Tagen über 200 Genoss*innen aus NRW die Insel Utøya. Auf dieser ungewöhnlichen Gedenkstättenfahrt durften wir die wunderschöne Landschaft der Insel erkunden, gemeinsam Midsommar erleben und im Tyrifjord schwimmen.
Zum Hauptprogramm gehörte eine emotionale Tour über die Insel. Gemeinsam wurde uns das Museum gezeigt, in dem eines der alten Gebäude, in dem sich Opfer versteckten, erhalten bleib. Wir konnten sehen, wo sich Jugendliche damals an den Klippen versteckten und wo einige ihr Leben gaben. Außerdem durften wir das Mahnmal auf der Insel betrachten und dort Blumen für die verstorbenen hinerlegen.
Aber bei dieser Gedenkstättenfahrt gab es neben dem rechtsterroristischen Attentat auch einen besonderes Fokus: Wir waren dort, um neue, schöne Erinnerungen zu schaffen und gemeinsam eine tolle Zeit zu erleben. Unsere Genoss*innen aus Norwegen sagen ganz klar: Sie wollen sich diesen wunderschönen Ort nicht wegnehmen lassen. Sie möchten die Insel Utøya weiter mit wundervollen Erinnerungen beleben und sich keine Angst machen lassen, denn: Das Ziel von rechtem Terror ist auch immer, Menschen Angst zu machen und Furcht zu verbreiten. Deswegen ist Utøya vor allem auch ein Ort des Wiederspruchs, an dem trotz der schweren Vergangenheit auch heute noch viele Kinder und Jugendliche lachen, tanzen und Spaß haben.
Auch bei uns gab es neben inhaltlichen Seminaren zu rechtem Terror ein buntes Abendprogramm. Zum Beispiel fand ein Musikquiz statt, ein Bingo-Abend, stimmungsvolle Liederabende und vieles mehr. Natürlich blieb aber auch immer Zeit, um eine Runde im eiskalten Tyrifjord zu schwimmen oder auf dem Pfad der Verliebten (Kjærlighetsstien) einen Spaziergang um die Insel zu machen.
Im Anschluss an das verlängerte Wochenende auf Utøya verbrachten wir unerwartet zwei weitere Tage in Oslo, weil unser Flug kurzfristig abgesagt wurde. Aber auch davon haben wir uns nicht unterkriegen lassen und haben das beste daraus gemacht. Wir haben die Möglichkeit genutzt und die Hauptstadt gemeinsam erkundet, sind mit einer Fähre über den Oslofjord gefahren und hatten auch in Oslo eine gute Zeit miteinander.
Heute ist Utøya nicht nur ein Ort des Gedenkens und der Erinnerung, sondern auch nach dem 22. Juli noch ein Ort der Mitbestimmung, der Widersprüche, des politischen Engagements und der Demokratie.
Wir sind froh über die Möglichkeit, dazu beitragen zu dürfen, dass dieser Ort auch genau das bleibt.
"Nachdem wir in Stücke gerissen wurden,
Nachdem der Freitag uns zwischen den Fingern zerrann,
Nachdem wir Norwegisch noch einmal von vorn lernen mussten,
Nachdem die Trauer bis in die Haarwurzeln reichte,
Nachdem die Tage wie Regen auf uns niederprasselten.
Worte Überleben eine Neun-Millimeter-Glock,
Liebe ist stärker als eine fünfhundert-Kilo-Bombe,
Händchenhalten ist mächtiger als ein Ladebefehl,
Ein kleiner Kuss ist mehr wert als fünfzehnhundert Seiten Hass,
Ein Wir so viel mehr wert als ein Ich.
Es wird einen weiteren zweiundzwanzigsten Juli geben,
Es wird eine Fähre geben,
Die andere schlagende Herzen zu Zelten trägt,
Gespannt auf grünem Gras.
Der Kuss der Morgensonne der die Insel weckt,
Hey, hey, es ist Zeit aufzustehen und die Welt zu verändern."